Barfen?

Barfen?

Macht Barfen Hunde krank?

So oder so ähnlich wird seit einigen Tagen in der Presse oder auf Facebook diskutiert und einige Hundebesitzer sind zurecht verunsichert. Anlass war eine Studie der Universität Zürich, die am 16.10. veröffentlicht wurde. Bei dieser Studie wurden 51 Proben sogenannter Barf-Menüs auf ihre Keimbelastung untersucht und dabei wurde festgestellt, dass bei 73% der untersuchten Proben der Richtwert für Enterobakterien überschritten wurde und bei 61% wurden „ESBL bildende Bakterien“ gefunden, so dass schnell die Aussage “ Hohe Keimbelastung im Barf“ die Runde machte.
Aber ist das so? Dazu muss man meiner Meinung nach das Ergebnis differenzierter betrachten. Als erstes: was sind das für Keime, die nachgewiesen wurden?

Bei den Enterobakterien handelt es sich um eine Gruppe von Bakterien, von denen viele Stämme typische Bewohner des Darmtrakts von Tieren und Menschen sind (enteron = altgriechisch für Darm). Die ESBL bildenden Bakterien stammen auch aus dieser Gruppe und bezeichnen solche Bakterien, die ein Enzym bilden können „Extended-Spectrum-Betalaktamasen“ (ESBL), welches Antibiotika inaktivieren kann. E.coli und Klebsiella Pneumoniae sind typische Vertreter dieser Gruppe. Das hört sich erst mal böse an, aber für die Bakterien ist es ein Überlebensmechanismus, um sich gegen die Zerstörung durch Antibiotika zur Wehr zu setzen. Wenn man sich den Übertragungsweg und insgesamt die „Gefährlichkeit“ ansieht, sind die ESBL Bakterien allerdings viel harmloser als zb MRSA Bakterien, deren Verbreitung ja vorallem durch den exzessiven Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung leider immer weiter gefördert wird. Studien zu ESBL Bakterien stufen einhellig den Kontakt mit ihnen als ungefährlich ein, sofern es sich um gesunde, nicht immungeschwächte Personen handelt. Die Übertragungsrate von ESBL Bakterien wird als gering eingeschätzt. Das gilt auch für unsere Hunde.

Was heißt das also für die Fütterung von Barf Fleisch?

Generell kann man sagen, bei sachgemäßem Umgang und Einhaltung normaler „Küchenhygiene“ ist die Verfütterung von rohem Fleisch weder für die Hunde noch ihre Besitzer irgendwie gefährlich. Viele Menschen sind unwissentlich auch Träger von verschiedensten Keimen, die keinen Schaden anrichten.
Zwar muss man, wie bei anderen Nahrungsmitteln auch, auf Qualität achten, zumal der Bedarf an Barf Fleisch immer weiter steigt, weil immer mehr Besitzer ihre Hunde naturnah und gesund ernähren wollen. Das bedeutet aber auch, sich im Zweifel von qualifizierten Futterhändlern/Therapeuten beraten zu lassen, grade wenn man eine Futterumstellung plant. Denn es gibt weitaus größere Baustellen in der Hunde-Fütterung als potentiell keimbelastetes Fleisch.
Außerdem ist die Futtermarken-Lobby auch nicht grade klein und freut sich wahrscheinlich über solche Studien und machen sich die Angst der Hundebesitzer zu nutze, die dann lieber wieder das „gute“ Fertigfutter nehmen.

Deswegen liebe Hundebesitzer, lasst euch nicht durch solche Studien verunsichern. Es zählt der Einzelfall und qualifizierte Ernährungsberater können euch bei der Wahl des passenden Futters gerne helfen

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